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waiting for dialog , 8 Stunden Performance, 2017, Tel-Aviv

Während meiner einsamen Wanderung durch Israel erschien mir Tel Aviv als eine Stadt voller leerer Plätze, verstreut stehende leere Stühle wie stumme Rufe. Diese verlassenen Gegenstände waren keine bloßen Möbel, sondern stumme Einladungen, Lücken, die es zu füllen galt, Möglichkeiten für einen möglichen Dialog.

Ich beschloss, mich hinzusetzen.

Diesen Platz einnehmen. Warten. Nichts provozieren, sondern einfach da sein, verfügbar. In diesem Warten wird das Unbekannte möglich. Wer wird kommen? Was wird passieren? Wird ein Austausch stattfinden? Das Warten selbst wird zum Kern der Erfahrung, zu einer Möglichkeit, unser Verhältnis zu Zeit und Raum zu hinterfragen.

Wenn ich warte, weiß ich es nicht. Alles kann passieren oder auch gar nichts. Diese Leere ist eine Schwebe, ein Raum, in dem das Abwesende zur Gegenwart wird und die Gegenwart sich in Abwesenheit auflöst.

Bei dieser Performance geht es nicht nur darum, einen Platz einzunehmen. Sie hinterfragt, was es bedeutet, hier zu sein, mit anderen zusammen zu sein, sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Sie lädt uns ein, den Raum anders zu sehen, die Vergänglichkeit von Dingen und Beziehungen zu spüren und zu erkennen, wie eine so einfache Geste wie das Sitzen ein Feld von Möglichkeiten eröffnen kann.

Ich bleibe nicht nur für den anderen, auch nicht für ein erwartetes Ereignis. Ich bleibe für das, was sich ergeben könnte.

Denn im Warten liegt bereits eine Begegnung.

© 2024 von Andréanne Oberson

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